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Update: 1999
Online-Recherche für Journalisten




BÜCHER ZUM THEMA ...

Ralf Blittkowski: Online-Recherche für Journalisten, UVK Mediengesellschaft, 1997, 336 Seiten mit Glossar, Anhängen und Adreßdiskette, Taschenbuch, DM 45,--*

Bereits 1997 bei UVK in der renommierten Reihe "Praktischer Journalismus" erschienen, ist dieses Buch quasi ein Standardwerk. Indes täte ihm eine gründliche Überarbeitung gut. Zum einen, um ein paar lästige Fehler produktionstechnischer Art wie den vertauschten Screenshot zur Suchmaschine AltaVista (der in Wirklichkeit von dem kommerziellen Archivanbieter Elibrary stammt) zu korrigieren; vor allem aber, um der Schnelllebigkeit des Sujets Rechnung zu tragen.

Hinzu kommt: Auch die Zielgruppe hat in den letzten zwei Jahren durchaus nicht geschlafen. So darf man zumindest vermuten, dass potentielle Leser dieses Buches bereits einen Computer besitzen und auch schon einmal per Modem ins Netz gegangen sind. Wenn dem aber so ist - müssen dann wirklich Mindestkonfigurationen und technische Ausstattungsdetails in aller Breite erörtert werden? Eine Frage, die sich übrigens auch die anderen Titel aus diesem Segment gefallen lassen müssen. Bei Blittkowsky geht das bis zu mit Grafiken unterstützten Konfigurationsanleitungen für das DFÜ-Netzwerk von Windows 95; ein ziemlich brotloses Geschäft, denn unter welchem Registerblatt man wann welchen DNS einzutragen hat, dass ist vor allem providerabhängig und sollte den netzreisenden Journalisten im Idealfall nur einmal - nämlich bei der Installation - und dann hoffentlich nie wieder interessieren. Mac-User, die der Autor ansonsten nicht vergißt, lässt es erst recht kalt.

Einsteiger werden jedenfalls sorgsam bei der Hand genommen, Funktionsweise und Terminologie des Internet erläutert, die Browser-Funktionen erklärt. Freilich ist man noch auf dem Stand der Netscape-Beta-Version 3.0. Auch bei der Fülle von webbasierten Informationsangeboten, Suchmaschinen und Onlinediensten schlägt sich oft die mangelnde Aktualität nieder: die Screenshots durch die Bank überholt, besprochene Inhalte teilweise verändert oder ganz verschwunden. Das ist das Los eines Computer-Buches.

Stark ist Blittkowskys Fleiß-Werk immer dann, wenn er seinen Stoff tatsächlich aus der Perspektive des journalistischen Nutzwertes anpackt. Soll man lieber Faxe oder Emails schicken? Lohnt es sich, in Newsgroups zu stöbern? Solche Fragen werden zumindest kurz beantwortet. Schwach ist die Vorstellung der Suchmaschinen. Die Texte sind indifferent und versäumen, die individuellen Eigenschaften bei der Formulierung der Suchanfrage und der Trefferausgabe darzustellen. Statt dessen ist in einer nicht nachvollziehbaren Begriffsverwirrung mal von "Linkmaschinen", mal von "Suchmaschinen", mal von einer "Link- und Suchmaschine" die Rede. Zu Beginn dieses Kapitels wird pauschal behauptet, dass zwei Schlagwörter, die durch Komma getrennt werden, als logische UND-Suche behandelt werden. Das stimmt nun gar nicht.

Leider bringt Blittkowsky nur ein einziges konkretes Recherchebeispiel, dass zudem nicht einmal besonders eindrucksvoll ist. Es geht um einen Beitrag über Stellenmärkte im WWW, der schließlich auch dokumentiert wird. Ausgehend vom Katalog Web.de zeigt der Autor, wie verschiedene Angebote gefunden und besucht werden. Zur Offline-Dokumentation empfiehlt er Screenshots mittels der "Capture"-Funktion eines Grafikprogramms, da das Abspeichern von Text und Grafiken durch Browser zum Erscheinungszeitpunkt des Buches noch ein großes Problem darstellte und Cache-Explorer offenbar vom Autor noch nicht verwendet wurden.

Blittkowsky, als Journalist und Buchautor ein ausgewiesener Fachmann, weiß ohne Zweifel, worüber er schreibt, und kann seine Kenntnisse auch gut vermitteln. Aber man wünschte sich ein ähnlich umfangreiches Werk, inhaltlich weiter entwickelt und auf den neuesten Stand gebracht.

Aus dem Inhalt
  • Das Internet als journalistisches Medium
  • Technische Voraussetzungen
  • Internet und World Wide Web
  • Internet-Browser - Werkzeuge im WWW
  • Informationsangebote im Internet
  • Recherchieren bei CompuServe
  • T-Online: Die deutsche Variante
  • America Online aus journalistischer Sicht
  • Suchmaschinen
  • Recherchebeispiel: Stellenmarkt im WWW
  • Schnelle Kontakte per E-Mail
  • Offline-Recherche auf CD-ROM
  • Ausblick


Website zum Buch: Factfinder