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Update: 20-MAR-2000
Themen
Berichterstattung | Journalismus&Internet | Medien - alt und neu | Medienrecht | Rechtschreibreform | Verwertungsagenturen

AUSSERDEM ...

Die Presseschau in Sachen Journalismus und neue Medienverhältnisse: Aktuelle Fragen, Ereignisse, Anlässe und ihre Kommentierung. Auf dieser Seite finden Sie Auszüge (kursiv gesetzt) mit Links zum kompletten Text und Zusammenfassungen interessanter Artikel, die nicht online vefügbar sind, mit Quellenangabe.

JOURNALISMUS&INTERNET

Arbeitsplätze? Obwohl das neue Medium mit erstaunlichem Tempo wächst, sind seine Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und das journalistische Berufsprofil noch ungewiß. So der Tenor eines Seminars Ende Januar in Herzogenrath. "Viele Arbeitsplätze werden ins Internet abwandern" (Stefan Lampe, Online-Projektleiter DLF/D-Radio); "Wenn im Internet mehr Geld verdient wird, wird es auch mehr Arbeitsplätze geben" (Klaus Krause, Rheinische Post Online). Klassischer Journalismus sei nicht so sehr gefragt. Solange Nachrichten im Web kostenlos blieben und die Betreiber ihre Einnahmen in erster Linie durch Werbung und Serviceangebote erzielten, müßten sich Journalisten mehr an eine Vermischung von Information und Werbung gewöhnen.
Der Original-Artikel von Ruth Sauerwein: "Viele Arbeitsplätze werden ins Internet abwandern ..." in M 4/99, Seite 21 (keine Online-Version verfügbar)
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Medien-Integration. In den Redaktionsräumen der US-amerikanischen Chicago Tribune steht Flexibilität hoch im Kurs, seit die dortige Zeitungsredaktion im Medienverbund mit konzerneigenen Fernsehstationen, Rundfunksendern und Nachrichtendiensten im Internet zusammenarbeitet. Die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung steigt, die Inhalte werden mit Konsumentenwünschen abgeglichen, die die Marketingabteilung erhebt. Eine Segmentierung des Nachrichtenmarktes ist die Folge. Wie wirkt sich die medienübergreifende Redaktionsarit auf die Nachrichten aus? Und wie die maßgeschneiderten Konsumentenbilder auf Themenwahl und Textgestaltung? Wird die Verheißung des globalen Dorfes als weltweite Dorfpolitik enden? Weiter ...
Aus: "Der Journalist als Verwertungskünstler" von Eric Klinenberg, Le Monde Diplomatique, 12. März 1999
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Journalistischer Anspruch: gering. Mag auch in der Literatur viel von "Online-Journalismus" die Rede sein, die Praxis sieht anders aus: Außer Sex lockt Durchschnitts-Surfer "vornehmlich Proto-Journalismus unterhalb der Pulitzer-Schwelle" oder Nutzwert "nicht selten unter der Publizistik-Schwelle" an. Unter den Online-Ausgaben traditioneller Qualitätsmedien ist Der Spiegel noch das journalistisch anspruchsvollste. Im Vergleich zu Focus Online honorieren das aber nicht einmal halb so viele Surfer. Versuche von Springer ("Go on") und der WAZ ("Cityweb"), mit Inhalten Geld zu verdienen, schlugen fehl. Echten Gewinn machen Verlage einzig als lokale Provider. Die wenigen erfolgreichen kostenpflichtigen Angebote ("Wall Street Journal") beruhen auf nackten Nutzwert-Interessen. Vielleicht, so die pessimistische Pointe, sei es ja auch nur ein großes Missverständnis, vom Online-Journalismus eine grosse stilistische Bandbreite zu erwarten und ähnliche Qualitätsmaßstäbe wie beim klassischen Journalismus anzusetzen.
Der Original-Artikel von Jochen Wegner: "Der Kaiser ist nackt" in: Medium Magazin 6/98, Seite 78 (keine Online-Version verfügbar)
 


MEDIEN - ALT UND NEU

Zukunft der Zeitung. Thomas Mann? Liegt ungelesen in der Ecke. Nur an der Wand hängt er noch - als letzte Reminiszenz. Ein postergroßes, gerahmtes Schwarzweißfoto, das den Literaten in seinem Arbeitszimmer in München zeigt. Ansonsten ist er verdrängt worden. Vom Internet. Vor Wochen hat Frank Schirrmacher, 41, zum letzten Mal einen Essay des geliebten Schriftstellers gelesen - "Leiden und Größe Richard Wagners" -, seitdem ist der einflussreiche Feuilletonchef und Herausgeber der "Frankfurter Allgemeinen" im World Wide Web unterwegs. [...] Nur eine Adresse tippt Schirrmacher selten ein: www.faz.de. Warum auch? Das Online-Angebot der "Zeitung für Deutschland" ist eine Verweigerung gegenüber der neuen elektronischen Zeit: Drei Tage alte Stellenanzeigen, die nur in Verbindung mit der gedruckten "FAZ" zu benutzen sind, amtliche Bekanntmachungen und ein Überblick über das aktuelle Seminarangebot ("Internet professionell nutzen"). Klick, das war's. Weiter ...
Aus: "Angriff aus dem Netz" von Konstantin von Hammerstein, Der Spiegel, 20. März 2000
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Enzyklopädien. Unter den Anfeuerungs- und Katastrophenrufen der Propheten vollzieht sich in den Schriftenlandschaften der Kultur gegenwärtig der dramatischste Umbruch seit Gutenbergs Zeiten - weg vom beschriebenen Papier, hin zu elektronischen digitalen Signalen. Und nirgends ist der Wandel sichtbarer als bei den Enzyklopädien. Da thronen sie immer noch wuchtig und gewichtig in jeder öffentlichen oder privaten Bibliothek, ein Allerweltsorakel, das jedem eine Antwort auf jede Frage verspricht. Größer noch als ihr Gebrauchs- ist ihr symbolischer Wert. Sie versichern, alles menschliche Wissen habe eine gute Ordnung und lasse sich wenn schon nicht mehr in einem Kopf, dann wenigstens zwischen ein paar Buchdeckeln übersichtlich versammeln. Weiter ...
Aus: "Aufbruch der Saurier. Enzyklopädien auf dem Weg vom Papier in die Digitalität" von Dieter E. Zimmer, ZEIT Punkte 01/2000, 10. Februar 2000
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Archivierung. Unser Zeitalter hat so manchen klingenden Namen bekommen: Informations-, Kommunikations- oder Wissenszeitalter. Ganz falsch ist "Informationszeitalter" sicher nicht, versteht man unter Information nicht Informiertheit und zählt alles dazu, was an Schriften, Bildern, Klängen hervorgebracht wird, alle Äußerungen menschlichen Geistes und menschlicher Geistlosigkeit. Aber wenn wir mitten in einer beispiellosen Informationsexplosion leben, so gleichzeitig in einer Zeit des beispiellosen Informationsverfalls. Die Informationsära ist auch eine Informationsvernichtungsära. Weiter ...
Aus: "Das große Datensterben" von Dieter E. Zimmer, Die Zeit Nr. 48, 18. November 1999
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Die Zeitung lebt. Recently I sat down with executives of the Newspaper Association of America, a nonprofit organization that represents the $51 billion newspaper industry in the U.S. and Canada. That's a membership of 1,700 newspapers, accounting for 87 percent of U.S. daily circulation. My first question to them: Will the Internet kill newspapers anytime soon? Of course not, they said, while presenting me with some recent statistics compiled by the NAA's New Media Federation: 82 percent of people who browse the Internet for news also read newspapers regularly. Nine out of ten people who read both print and online newspapers rate the two comparable in accuracy and reliability. 67 percent of people who read news online also read newspapers on the Internet. Close to one-third of online users go to local newspaper sites. 45 percent of readers who use online newspapers visit those sites once a day or more than once a day. And how many North American daily newspapers have an online presence? 900, including all of the top 100 newspapers (ranked by circulation). Weiter ...
Aus: "Newspapers ain't dead yet" von Don Willmott in PC Magazine, 10. Februar 1999
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RECHTSCHREIBUNG

Rechtschreibreform. In zwei Wochen darf Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust ein Kunststück vollbringen, das sein Magazin sonst bei Politikern beobachtet: eine komplette Kehrtwende wie einen hauchzarten Kursschwenk aussehen zu lassen. In der "Hausmitteilung" der ersten August-Ausgabe wird er den Lesern mitteilen, daß der Spiegel den Regeln der neuen Rechtschreibung folgt. Vor nicht ganz drei Jahren hatte er an gleicher Stelle noch von der "zivilen Sabotage" gegen die Reform berichtet, zu der der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger aufgerufen hatte, und die Sorge geäußert, dass sich das entbehrliche Regelwerk im Laufe der Zeit weiträumig ausbreitet. Von wegen. Auch im Spiegel wird aus daß dass, gleichzeitig mit dem größten Teil der deutschen Presse. [...] Als einziger Widerständler hätte er nicht wie ein Bollwerk gewirkt, sondern wie ein Sprachfossil. In einer gemeinsamen Aktion, sagt ein Kenner, hätten die Zeitungen die neue Rechtschreibung verhindern können. Doch die Gegner haben diese Möglichkeit komplett verschlafen. Erst im Juni setzte noch einmal ein Wehklagen ein - viel zu spät. Weiter ...
Aus: "Meiden Sie den Aussenminister!" von Stefan Niggemeier, Süddeutsche Zeitung vom 16. Juli 1999.



VERWERTUNGSAGENTUREN

Schwierige Zweitverwertung. Eigene Artikel über das Internet einer (Zweit-) Verwertung zuzuführen und "ohne großen Mehraufwand und Risiko [...] mehrere tausend potentielle Interessenten" zu erreichen, das versprach der InternetMedien&Pressedienst im Oktober 1998. Zwar haben seither rund 150 freie Journalisten mit dem IMPD einen Verwertungsvertrag abgeschlossen, doch verhalten sich Redaktionen hierzulande gegenüber Internet-Textagenturen noch skeptisch. Beim Konkurrenten PresseNetz sieht die Bilanz nicht viel besser aus. Eine Ausnahme bildet der in England von der dortigen Verwertungsgesellschaft ALCS mit EU-Fördergeldern aufgebaute Service ByLine. Kritisch bei solchen Textagenturen ist die Frage der Rechteüberlassung. Während IMPD sich pauschal alle Rechte abtreten lässt und für jede Veröffentlichung ein Einheitshonorar von zehn Pfennig pro Wort zahlt, lässt das PresseNetz alle Rechte bei den Autoren, die auch die Honorarforderung selbst bestimmen dürfen.
Der Original-Artikel von Maria Jansen: "Markt im Netz", in: Journalist 4/99, Seite 75 (keine Online-Version verfügbar).
Links zu Internet-Textagenturen

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BERICHTERSTATTUNG

Der Fall Höfling. Frank Höfling hat durchgeschlafen. Das erste mal, seit sein Filmbericht über angebliche Gräueltaten russischer Soldaten um die Welt ging. "Ich bin erleichtert", sagt der Journalist, was insofern verwundert, als ihn sein Arbeitgeber N 24 (wie berichtet) erst Stunden zuvor gefeuert hat - wegen Verstoßes gegen "alle journalistischen Grundnormen". Im Gespräch klingt Höfling ziemlich gefasst, jedenfalls nicht wie einer, der Journalistenschulen in aller Welt noch sehr lange als abschreckendes Beispiel wird dienen müssen. Und im Gespräch wird deutlich, dass Höfling, der dem Nachrichtenjournalismus schweren Schaden zugefügt hat, seinen Fehler zwar einsieht, aber nicht bereut. "Die Sachlage ist eindeutig. Ich habe mehrmals gelogen. Es gibt keinen Grund daran herum zu deuteln", sagt Höfling der Süddeutschen Zeitung. Die Kündigung sei also richtig. "Und Punkt." Weiter ...
Aus: "Wie die Lüge auf Touren kam" von Daniel Brößler aus der Süddeutschen Zeitung vom 2. März 2000 (Online-Version nur nach Registrierung)
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Kritischer Journalismus? Der allerorts geforderte "Videobeweis" lag vor: Helmut Markwort als Knallcharge in einem nackten, nackten, nackten Peinlichporno. Die Details waren sauber recherchiert, der Moderator souverän gelassen im Wissen um vollständig erledigte Hausaufgaben. Einwände enttarnte er als Ausflüchte; riss in den Zusammenhang, was als rausgerissen abgewehrt wurde; blieb im Ton verbindlich und gönnte den Schlussapplaus dem schweißnass geschwitzten Gast. Nicht lang danach durfte Roger Willemsen keine politischen Gäste mehr interviewen. Ein unmutiges Räuspern des damaligen Kanzlers Kohl - Willemsen hatte dessen Doktorarbeit nach Lektüre als "Leistungsverweigerung" vorgestellt - soll dabei noch eine Rolle gespielt haben. Schwer zu richten, wer unglücklicher reagierte: das ZDF, das sich einen politischen Moderator leistete, um ihm politisches Moderieren abzugewöhnen; oder der Betroffene, der fortan darauf vertraute, dass das Politische privat sei und umgekehrt. Und das Publikum klug. Was Willemsen damals mit Markwort veranstaltete, war bis aufs Pixelchen exakt das, was man neuerdings als fiktives "richtiges" Haider-Interview fordert. Weiter
Aus: "Possierlicher Nebenwiderspruch" von Friedrich Küppersbusch in der Tageszeitung vom 23. Februar 2000
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Skandal-Infotainment. Es sind die kleinen Veränderungen im Alltag, die historische Zäsuren anzeigen: die Pilzköpfe der sechziger Jahre, die selbst gebauten Hochbetten der Siebziger, die coolen Neon-Bars in den Achtzigern und die Handys in den Neunzigern, mit denen die Menschen als sprechende Autisten die Trottoirs bevölkerten, bevor sie Sushi essen gingen. Der Beginn des Jahres 2000 aber brachte die Wiederkehr des Extrablatts mit anderen Mitteln, die Renaissance des Wohnzimmers als moralische Anstalt: Die live übertragene Pressekonferenz ist zum neuen Forum der Nation geworden, Ort der "brutalstmöglichen Aufklärung" (Roland Koch) wie des "radikalen Neuanfangs" - jedenfalls eines atemraubenden Dramas, das Shakespearesche Elemente besitzt und Demokratie in seltener Weise und abseits der Sonntagsrede unmittelbar erlebbar macht. Weiter ...
Aus: "Politik in Echtzeit" von Reinhard Mohr aus Der Spiegel vom 21. Februar 2000
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System-Kohl-Theorie. Das wahrste Wort in der großen "Spendenaffäre" wurde ganz am Anfang geprägt. Wie ein semiotischer Automatismus kam es über uns: "Das System Kohl". Von da an wurde nur noch gelogen. Genauer gesagt: Die Protagonisten des Stücks "Spendenskandal" versuchten alles, dieses System unsichtbar zu machen. Aber auch der Medien-Mainstream, auf jede neue "Enthüllung" begierig, selber beseelt davon, hinter der Wortmauer "rückhaltlose Aufklärung" rückhaltlose Aufklärung zu erlangen, wollte von dem System schon bald nichts mehr wissen. Das System verschwindet in der Dramaturgie des Skandals, die Aufklärung kommt scheibenweise, wie die Folgen einer Daily-Soap-Opera zu uns, und es müssen wohl noch eine Menge Skandale hinter den Skandalen aufgedeckt werden, ein paar Akten verschwinden, ein paar Selbstmorde geschehen, bis wir satt sind. Weiter
Aus: "Das Kohlgate-Lächeln" von Georg Seeßlen aus der Tageszeitung vom 26. Januar 2000
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Medienethik. Medien, sagt man, sind nach Parlament, Regierung und Justiz zur vierten Gewalt geworden. Diese Rangfolge stimmt nicht, denn die vierte Gewalt ist heute die Wirtschaft, oder sogar die allererste. Doch gewinnen die Medien, die ohnehin Teil der Wirtschaft sind, an Macht und Einfluss. Sie üben und ernten viel Kritik, jetzt zum Beispiel an ihrer Rolle im CDU-Skandal und in den SPD-Affären. Wollen sie glaubwürdig sein, müssen sie eigene Mängel so klar sehen wie die von Politik und Wirtschaft, zumal sie im neuen Jahrzehnt die Gesellschaft noch stärker prägen werden; das Millennium beispielsweise ist vornehmlich ein Medienereignis. Weiter ...
Aus: "Die Gier der Medien" von Roger de Weck in der Zeit vom 29. Dezember 1999
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NATO-Krieg. Bilder von Kriegen waren immer vonnöten, sei es zur Demonstration von Sieg und Macht oder Niederlage und Ohnmacht. Was zählt, ist nicht allein die Nachricht von der kriegerischen Handlung und ihrem Resultat, sondern der Beweis der Bilder eines Krieges. Schlachtengemälde und Panoramen machten diese Handlungen repräsentierbar und geschichtsfähig. Seit 100 Jahren wird diese Wahrnehmung über Wochenschauen, Vietnam und High-Tech-Kriegsfilme verfeinert. Der Vietnamkrieg war das erste war serial mit den höchsten Einschaltquoten und einem höheren Prozentsatz an zivilen Toten als an gefallenen Soldaten. Zwar geht es jedem Krieg um analoge Vernichtung von Material und Leben, doch seit dem Einsatz digitaler Waffen, d. h. seit dem Golfkrieg, hat sich das Bild des Krieges geändert. Weiter ...
Aus: "Kriegsfilm mit Überlänge" von Thomas Schunke in der Tageszeitung vom 8. Mai 1999
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PR als Journalismus. Als ein ZDF-Beitrag Anfang Juni 1999 von der Industrie bezahlte und manipulierte Medienberichterstattung am Beispiel des Grünen Punktes anprangerte, gab es keinen Aufschrei der Entrüstung mehr. Aus PR-Abteilungen und Journalisten sind längst "Medienpartner" geworden. Agenturen bieten Fernseh- und Hörfunkbeiträge an, die dann nicht nur von Privatsendern, sondern sogar, wie beim Grünen Punkt, in einer WDR-Magazinsendung als vermeintlich journalistisch unabhängige Produktionen ausgestrahlt werden. Mit solchen Beiträgen spart man sich Kosten und Recherchezeit, und der Weg zu den gekauften und gestellten Bildern wie im Fall des Michael Born ist nicht mehr weit. Auch im Internet (Medien-Informationsdienst Rolandseck) kann man fertig produzierte Radiobeiträge abrufen. Ein Agenturchef wird mit dem Diktum zitiert: "Objektivität ist eine Fiktion. Es gibt nur Mixturen aus Information und Meinung. Alle Mixturen selektieren bestimmte Informationen und lassen andere wegfallen."
Der Original-Artikel von Sandra Kegel: "Der Müll und die Medien" in FAZ 132/99, Seite 50 (keine kostenfreie Online-Version verfügbar)
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MEDIENRECHT

PR als Journalismus. Hie das „Recht der Meinungsäußerung und Pressefreiheit“, das Elementarrecht der Medien. Dessen Größe liegt darin, dass es nicht nur seriöse Aufklärung schützt. Vielmehr schützt es jede Kolportage, jede Verballhornung und jede noch so billige Neugier der Medien ebenso. Dort das „Recht der Persönlichkeit“, das komplementäre Schutz- und Trutzrecht des Einzelnen. Analog zu seinem Gegenüber nimmt auch dieses Recht nicht nur den achtbaren Zeitgenossen vor Lüge und Entblößung in Schutz. Es wird gerade dann bedeutsam, wenn sich die „Persönlichkeit“ in abweichenden oder peinlichen Weisen ihres pursuit of happiness und öfter noch ihres pursuit of unhappiness zu ergehen beliebt. Wenn daher Pressefreiheit und Persönlichkeitsrecht nicht nur die schöne Idee schützen, sondern auch die niedrigen Formen ihrer Realisierung, bleibt der Konflikt nicht aus. Das Boulevardblatt möchte zu Recht den Voyeurismus seiner Leser bedienen, der Star, der in seiner Jugend auch Pornodarsteller war, möchte zu Recht nicht mehr öffentlich davon hören. Das Nachrichtenblatt will aus begreiflichem Informations- und Sensationsbedürfnis über den Verdacht der Unterschlagung berichten, der Manager aus begreiflichem Selbstschutz vor Verdächtigungen bewahrt werden. Weiter ...
Aus: "Die Freiheit der Krokodile" von Andreas Zielcke in der Süddeutschen Zeitung vom 28. September
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